Liebe Freunde!
Hier mein Brief mit Gedanken, Tipps und Liebhabereien, Sinn und Unsinn für den November.
Es ist schwer, sich in diesen Tagen des Krieges zu äußern. Es ist traurig zu sehen, daß es Anfeindungen, ja Morde gibt, die sich daran orientieren, zu welchem Volk, oder welcher Religion ein Mensch gehört. Wir alle sind aus einem Stoff gemacht.
Ich glaube, es ist schon im Ansatz falsch zu denken, man müsse sich auf eine Seite stellen, man könne nur für oder gegen ein Volk sein. Das ist die Sprache des Krieges. Im Zweifel muss man für den Schwächeren einstehen. Das Problem ist nur, dass in einer Welt, die auf Machtpolitik und Waffen setzt, die Schwäche oft schnell die Seite wechselt. Der geknechtete Palästinenser kann zum gewalttätigen Hamas-Kämpfer werden, der verfolgte Jude kann ein landraubender Unterdrücker werden, der betrogene Russe wird zum aggressiven Wolf und das verletzte Schaf lässt sich Wolfzähne wachsen. Vielleicht ist heute nichts wahrer als Gandhis Spruch:
"Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten."
Es ist unglaublich schwer einzuschätzen, wann es an der Zeit ist, sich mit aller Macht für jemanden einzusetzen und man kann nie schnell genug einen Schritt zurück machen, um auch den Blick für die andere Seite nicht zu verlieren.
Hier kommt das
Lied des Monats
Ich habe es vor einigen Jahren geschrieben, nachdem ich über ein beeindruckendes Interview zweier scheinbar unversöhnlicher Menschen gelesen habe.
Loblied auf die Farbe Grau
Es geschieht ja nur ganz selten
Daß man wirklich etwas weiß
Und ich geb dir wenn ich stark bin
Meine Ratlosigkeit preis
Meine Worte sind angeblich
Und vermutlich und vielleicht
Weil das kleine Wörtchen sicher
Niemals für die Wahrheit reicht
Denn die Wahrheit kennt nicht böse
Kennt nicht gut nicht schwarz nicht weiß
Sie liegt immer dort wo’s grau ist
Das ist anstrengend ich weiß
Denn man hätte es gern eindeutig
Ohne aber ohne wenn
Jede Frage ist gemütlich
Sobald ich die Antwort kenn
Doch es ist alles nicht so einfach
Es ist alles kompliziert
Und man braucht ja so viel Zeit
Bis man irgendwas kapiert
Es gibt keine schnelle Antwort
Selten weiß man was genau
Und wer stark ist und geduldig
Der begnügt sich auch mit Grau

Und es gibt verdammte Tage
Wo das Graue einfach stirbt
Wo das Weiße für das Weiße
Und Schwarz für das Schwarze wirbt
Und dann denken plötzlich viele
Nur noch Schwarz oder ganz Weiß
Und vergessen was fast jeder
Der ein Herz hat nun mal weiß
Haarfein sind die Unterschiede
Nie ganz schwarz und niemals weiß
Gut und Böse nah beieinander
Das ist anstrengend ich weiß
Denn man hätte es gern eindeutig
Ohne Aber ohne Wenn
Wie bequem ist’s wenn ich Feinde
Und auch meine Freunde kenn
Doch es ist alles nicht so einfach
Es ist alles kompliziert
Und der Preis fürs Aburteilen
Dass man die Nuance verliert
Es gibt keine schnelle Antwort
Und Polemik ist nicht schlau
Denn wer mutig ist und ehrlich
Der begnügt sich auch mit Grau
Nichts ist einfach, nichts eindeutig
Es ist alles kompliziert
Und man braucht ja so viel Zeit
Bis man irgendwen kapiert
Es gibt keine schnelle Antwort
Selten weiß man was genau
Und wer stark ist und geduldig
Der begnügt sich auch mit Grau

Musikerinnen-Zitat des Monats
"Um einen Song zu schreiben, an dem man wirklich alles liebt (ich kann das nicht von all meinen Liedern behaupten), braucht es sowohl Mathematik als auch Magie."
Kylie Minogue
Antwort des Monats
Nick Cave hingegen hat auf die Frage, was man tun muss, um einen guten Song zu schreiben, mal geantwortet:
"19 Songs wegschmeißen."

Ihr wisst, ich liebe das Theater. Es kann so viel. Es kann erheitern und verstören, es kann ablenken und fokussieren, es kann beleben und faszinieren. Wenn Ihr das alles auf einmal erleben wollt, müsst Ihr zu
"Club Oberon" ins Salzburger OFF-Theater gehen.
Und manchmal in seltenen Momenten, kommt es vor, dass das Theater die brennendsten Fragen der Gegenwart thematisiert. Wir arbeiten im Salzburger Landestheater gerade an einer Produktion die, wie ich glaube, genau das tut. Kommt, wenn Ihr nicht allzu weit weg wohnt, zur...
Premiere des Monats
am Samstag, den 18. November.
"DIE ERFINDUNG DER DEMOKRATIE - DIE ORESTIE"
Es geht um das Aushalten gegensätzlicher Meinungen, es geht um die Schwierigkeiten eines respektvollen Umgangs miteinander, um das Überwinden der Rachelust, es geht um Versöhnung.

Ich bin nicht nur ein leidenschaftlicher Theater-Fan, ich bin auch ein großer Albert Einstein - Bewunderer. Wie so oft kann ich auch über das folgende seiner Zitate lange meditieren, nicht nur in Bezug auf unser Theaterstück, sondern auch bezogen auf die kriegerischen Konflikte mit denen wir uns gerade konfrontiert sehen. Lest den...
Einstein des Monats
"Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen."
Albert Einstein

Fragen des Monats
Bedeutet das, dass man mit aller Macht verhindern soll, dass sich das Böse entfaltet?
Gibt es etwas eindeutig böses überhaupt?
Beansprucht nicht jede kriegerische Seite für sich das Recht und die Pflicht "das Böse" zu bekämpfen.
Kann man gegen Böses mit Waffen kämpfen?
Wird etwas, das mit aller Macht das Böse bekämpft, nicht selbst zu etwas bösem?
Und wenn ja, wie sollte man das Böse sonst an seiner Entfaltung hindern?
Oder meint der große Einstein das Böse in uns selbst?
Meint er, die Welt wird bedroht von den Menschen, die das Böse in sich zulassen?
Schreibt mir hier, falls Ihr Gedanken dazu habt!
Und auch wenn Ihr keine Lust habt, mir zu schreiben, so besucht mich doch bei einem dieser Abende, wo ich mit Ossy nicht nur schöne Musik für Euch mache, sonder wo wir auch die ganz großen Fragen stellen, bei unseren...
Konzerten des Monats
Der November führt uns nach Holzkirchen und zusammen mit Harald Martenstein nach Schwabach.
Im Dezember gehts dann nach Traunreut und ins geliebte Südtirol nach Brixen und Bozen.
Und natürlich sollt Ihr wieder viele Karten für unser Weihnachtskonzert in Salzburg an Eure Freunde verschenken.

Vorschau des Monats
Apropos Weihnachten: Macht Euch heuer nicht allzu viel Gedanken, wem Ihr was schenken sollt. Ich hab ja extra einen Shop eingerichtet, wo Ihr alles findet.

Hoffnung des Monats
Es ist nicht einfach in diesem Nahostkonflikt einen Hoffnungsschimmer zu erblicken, aber man sagte mir, dass 73% der Palästinenser nicht zur Hamas stehen und sich eine 2-Staaten-Lösung wünschen. Gleichzeitig gingen viele Tausend Menschen in Israel in den letzten Monaten gegen ihre repressive und extreme Regierung auf die Straße. Es gibt also unzählige Menschen auf die man hoffen darf.
Weil es aber so schwer ist zu diesem furchtbaren Konflikt erhellende Dinge zu sagen, möchte ich am Ende noch einmal weise Menschen sprechen lassen:
Gandhi sagte:
"Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten zu verlieren."

Und Desmond Tutu
der wußte, dass jeder Mensch gottähnlich und gut ist und doch immer auch das Böse in sich trägt, der imstande war gleichzeitig die Gräueltaten des Apartheidsystems und schlimme Verbrechen schwarzer Freiheitskämpfer zu benennen und der dann den Weg der Versöhnung fand,
sagte
2002 in einem Vortrag, zu dem er von einer palästinensisch-christlichen Gruppierung, eingeladen worden war, um über den Israel-Palästinenser-Konflikt zu sprechen Folgendes:


Die Hamas täte gut daran, auf ihn zu hören.
Nethanjahu täte gut daran, auf ihn zu hören.
Lebt trotz allem fröhlich!
Euer Georg